Chronik

Perscheid im Wandel der Zeit

Geographische Ortsbestimmung

Zur Ortsbestimmung von Perscheid steht das geographische Koordinatensystem zur Verfügung. Die geographische Lage ist 50 Grad 3 Bogenminuten 56,1 Bogensekunden nördlicher Breite / 7 Grad 41 Bogenminuten 49,5 Bogensekunden östlicher Länge von Greenwich.

Früher

Erstmalig erwähnt wurde Perscheid im Jahre 1248 als „Dorfschaft Perrischeit“. Die uralte Ortsage von Perscheid erzählt: In alter Zeit war Perscheid eine große Stadt. Sie hat am Haarestock (Heidenstock) angefangen und erstreckte sich über Womel, Hellenpütz und Struth bis über den Haareborn (Heidenbrunnen) hinaus. Die Bewohner der Stadt waren Heiden. Als ihre Stadt zerstört wurde, vergruben sie ihr Götzenbild, ein goldenes Kalb und einen Kessel voll Gold in die Erde.

Die Ausgrabungen im Nahbereich der Ortslage Perscheid, insbesondere im Flur Hellenpütz, geben zuverlässige Hinweise auf die sehr früh beginnende geschichtliche Entwicklung. Grabstättenfunde deuten auf eine vorchristliche Zeit (Hallsteinzeit um 1500-1200 v. Chr.).

Freigelegte römische Fundamente und Goldmünzen belegen eine wohl bedeutende römische Siedlung (Straßenvicus), zu der auch ein heidnischer Tempel gehörte.

Aus der Römerzeit befinden sich im Rheinischen Landesmuseum in Bonn: Relieffragment, Sandstein-Steinblock, Riemengehänge, Metallgewicht, Münzen, Ziegelreste, Keramik, Glasfragmente.

Über die Einwohnerzahl wird 1563 erstmals mit der Feuerstättenzahl 31 etwas ausgesagt. Im Jahre 1763 zählte Perscheid 70 Bürger, davon werden in einer Aufstellung 7 als wohlhabend, 32 als mittel bezeichnet, 9 Bettler, 6 Bettelwitwen und 10 Witwen, die von ihren Kindern unterhalten werden. Weiter sind 3 Handwerker (Schmied und Schuster), 2 Hirten und 1 Lehrer aufgeführt.

Im Jahre 1773 werden 71 Bürger genannt. Ein Vermerk bei der Zahl von 71 Bürgern weist ausdrücklich darauf hin, dass in der Zwischenzeit „ein Jude“ eingewandert ist und eingebürgert wurde.

Die Chronik berichtet 1736, von einem Lehrer Göbel der 39 Jahre den Schul-, Küster- und Glockendienst treu und aufrichtig in mancherlei Not-, Elends- und Kriegszeiten versehen hat und wegen hohem Alter und (Abgang der Kräfte) ausscheidet.

Um 1910 hatte Perscheid wohl die größte Einwohnerzahl mit 432 Seelen davon über 100 Schulkinder. Heute zählt der Ort 370 Einwohner.

Mit regelmäßigem Schulunterricht wurde um 1700 begonnen. Mit Ablauf des Schuljahres 1970/1971 ging die Zeit der Dorfschulen zu Ende. Seit 1971 besuchen die schulpflichtigen Kinder von Perscheid das Schulzentrum in Oberwesel.

Im 18. Jahrhundert brannte der Ort mit seinen Strohdächern bis auf drei Häuser restlos nieder. 1859 brach im Unterdorf Typhus aus. Innerhalb von 8 Wochen starben 8% der Perscheider Bürger.

und Schiefergruben. Auch der Wald bot eine zusätzliche Verdienstmöglichkeit. Den Bürgern von Perscheid wurde im Laufe ihrer Geschichte nicht viel geschenkt.

Heute

Die Ortsgemeinde Perscheid ist hinsichtlich ihrer Lage die südlichste Gemeinde in der Verbandsgemeinde St. Goar-Oberwesel. Sie liegt 2,5 km südwestlich vom Oberweseler Stadtteil Dellhofen entfernt und ist von dort über die Kreisstraße K90 zu erreichen. Durch Perscheid verläuft ferner die Kreisstraße K88, die in Richtung Westen über Wiebelsheim zur Autobahn A61 und in Richtung Osten über den Oberweseler Stadtteil Langscheid nach Oberwesel und zur Bundesstraße B9 führt. In etwa 5 km Entfernung besteht ein Anschluss an die Hunsrück-Autobahn A61, Anschlussstelle Laudert-Wiebelsheim.

Die Gemarkung Perscheid ist im Landschaftsschutzgebiet Mittelrhein auf der Rheinhöhe über Oberwesel und Bacharach etwa 415 bis 460 m über NN gelegen. Dem Besucher zeigt sich der Ort durch seine Längsdehnung entlang der Kreisstraße K88 als ausgesprochenes Straßendorf. Der Kernbezirk der Ortschaft liegt an der Kreuzung der beiden Kreisstraßen K88 und K90 zentriert um die Kirche.

Von der 1820 ha großen Gemarkungsfläche entfallen rund 400 ha auf landwirtschaftliche Nutzfläche, der Rest wird größtenteils forstwirtschaftlich genutzt. Der Weinbau, im Seitental nach Steeg, wird in der Chronik schon 1470 erwähnt, wurde aber mittlerweile eingestellt. Einen Teil der landwirtschaftlichen Nutzfläche wird heute von wenigen Perscheidern im Nebenerwerb und ein größerer Teil von hauptberuflichen Landwirten aus Nachbarorten bewirtschaftet.

Ab dem 19. Jahrhundert boten die Rheinschifffahrt und der Wald zusätzliche Verdienstmöglichkeiten. Heute ist Perscheid ein Pendlerdorf mit Arbeitsplätzen entlang der Rheinschiene zwischen Mainz und Koblenz.

Zur baulichen Entwicklung ist zu sagen, dass bis in den 70iger Jahren keine Neubauflächen von der Gemeinde bereitgestellt wurden. Es sollten dadurch erst einmal die Altgebäude im Dorfbereich umgebaut oder ganz erneuert, bzw. nach und nach die vorhandenen Baulücken geschlossen werden. Hierdurch hat der Ort bereits früh einen sauberen Eindruck gemacht, bei dem es bis zum heutigen Tag geblieben ist. Aber dies wirkte sich auch nachteilig auf die Entwicklung der Einwohnerzahl aus.

Erst Anfang der 80iger Jahre wurde ein kleines Baugebiet mit 6 Bauplätzen „Am Meilerweg“ erschlossen und nur an Bürger mit Hauptwohnsitz in Perscheid verkauft.

Anfang der 90iger Jahre wurde ein größeres Baugebiet erschlossen. Dieses Neugaugebiet „Am Eichelweg“ ist größtenteils bebaut. Die Gemeinde Perscheid hat hier keine gemeindeeigene Baugrundstücke mehr. Um weiteren Bauwilligen die Möglichkeit einer Ansiedlung in Perscheid zu ermöglichen, wurde das Neubaugebiet „Im kurzen Wieschen 2“ mit 29 Baulätzen geschaffen. Hier, „Am Rosentalblick“, verfügt die Gemeinde noch über einige unbebaute Grundstücke.

In der Ortsmitte steht das gemeindeeigene Gasthaus „Winzerhaus“ mit einem Saal. In einem Anbau an das Winzerhaus sind Räume für Tagungen und Zusammenkünfte sowie Abstellräume untergebracht sind.

Im Jahr 1985 wurde an die Gaststätte „Winzerhaus“ ein Erweiterungsbau errichtet. Er beinhaltet die Verlegung der sanitären Anlagen in den Kellerbereich, einen modernen Küchentrakt, eine Pächterwohnung sowie drei Doppelfremdenzimmer mit Dusche/WC.

Der Weinbau in Perscheid

Der Weinbau ist im Jahre 2007 gänzlich eingestellt worden. Die im Jahr 1924 gegründete Winzergenossenschaft erbaute 1932/1933 das “. Ziel war, Ausbau und die Vermarktung des erzeugten Weines. Mit dem endgültigen „Aus“ für den Weinbau in Perscheid, verlor auch die Winzergenossenschaft ihre Existenzgrundlage.

Schulen

Die schulpflichtigen Kinder besuchen die Grund-, Haupt- und Realschule in Oberwesel, wobei sich die weiterführenden Schulen in Boppard, St. Goarshausen und Bingen befinden.

Kindergarten

Die Ortsgemeinden Damscheid, Laudert, Perscheid und Wiebelsheim schlossen sich im Jahr 1977 zu einem Kindergartenzweckverband zusammen. Seit dem 22.08.1977 besuchen die Kleinsten der Gemeinde den Kindergarten „Amselnest“ in Damscheid.

Mehrzweckgebäude

In der Gemeinde Perscheid hat es in der Vergangenheit permanent an Räumen für die Vereine gefehlt. Die ortsansässigen Vereine konnten für Proben den Saal des Winzerhauses häufig nicht benutzen, da die Räumlichkeiten vom Pächter der Wirtschaft (Abschlussfahrten von Bussen) benötigt werden. Die Gesangvereine und der Musikverein mussten in den kleinen Mehrzweckraum im Dachgeschoß des „alten Gemeindehauses“ ausweichen. Dieser Raum ist allerdings für Proben des Orchesters und der Gesangvereine zu klein und vor allem akustisch eine Katastrophe.

Die Freiwillige Feuerwehr Perscheid war in sehr beengten Verhältnissen (Garage) im Winzerhaus untergebracht. Diese Situation wurde bei den jährlichen Prüfungen durch den Geräteprüfdienst der Landesfeuerwehrschule Rheinland-Pfalz regelmäßig beanstandet. Das Um- und Ankleiden der Feuerwehrleute war nur möglich, wenn das Feuerwehrfahrzeug (TSF, Tragkraftspritzenfahrzeug) zuvor aus der Garage gefahren wurde.

Zur Entspannung dieser Situation beschloss der Gemeinderat 1999 ein neues Gemeindehaus (Mehrzweckgebäude, MZG) zu bauen. Hierzu wurde das Nachbargrundstück mit einer Größe von 1667 qm erworben.

Die Planungen reiften in den Jahren 2001/2002. Der erste Spatenstich für das geplante Bauwerk erfolgte am 24.11.2003. Die Einweihung mit einer angemessenen Feier fand am 02.06.2007 statt.

Mit dem Neubau des Feuerwehrgerätehauses einschließlich der gemeindeeigenen Mehrzweck- und Funktionsräume haben die Freiwillige Feuerwehr ein „vernünftiges Zuhause“ und die ortsansässigen Vereine zweckmäßige und zeitgemäße Übungsräume als Ausweichmöglichkeit für ihre Übungs-stunden gefunden.

Das neue Gemeindehaus hat folgende Raumaufteilung bzw. Funktionsräume:

Im Untergeschoß sind die Feuerwehr und der Jugendraum untergebracht. Die Feuerwehr hat eine Halle mit einem Stellplatz, einen gemeindeeigenen Geräteraum, einen Schulungsraum, einen Umkleideraum sowie notwendige Sanitärräume. Im Obergeschoß ist ein Mehrzweckraum mit drei Abstellräumen und sanitären Anlagen entstanden.

Ortschronik

Perscheid – Dem Rhein ganz nah

von Armin Henn – Gemeinde Perscheid 2008

Ortschronik von 2008

Die Chronik kann noch käuflich erworben werden. Der Preis pro Exemplar beträgt 38,00 €. Bei Bedarf bitte an die Ortsgemeinde Perscheid oder an die Katholische öffentliche Bücherei Sankt Albanus wenden.